Unterrichtsszenario Thun-Panorama

Dienstag, 4. November 2014 , 0 Kommentare

Abbildung 1: Thun-Panorama-Schirm

Mit 3D-Druckprojekten verhält es sich ähnlich wie mit Festen, welche ja bekanntlich gefeiert werden sollten, wie sie fallen. Demnach sollen Schulprojekte initiiert werden, wo sich Gelegenheiten bieten. Denn für mich bietet dieser Weg viel Gestaltungsfreiraum und Gelegenheit für exploratives Lernen.

Abbildung 2: Wettbewerbsausschreibung

Das Projekt Thun-Panorama hatte seinen Ursprung im Lehrerzimmer der Primarschule Einigen. Dort lag nämlich eine Wettbewerbsausschreibung auf. Fünf Minuten nachdem ich die Ausschreibung gelesen hatte, war der Entschluss gefasst: "Daran will ich mit einer Klasse teilnehmen!"

Abbildung 3: Präsentation Projekt Thun-Panorama

Allgemeine Hinweise zur Durchführung:
  • Uns standen im Freifach Geometrisch-Technisches Zeichnen neun Schulwochen à zwei Wochenlektionen zu Verfügung; also maximal 18 Lektionen.
  • Die Projektvorgaben sind in der Präsentation ersichtlich (siehe Abbildung 3).
  • Die Detailplanung für den Unterricht ist in der Planungsübersicht als Google Docs festgehalten. (Dies ist die bereinigte Version des Dokuments, welches ich als elektronische Wandtafel im Unterricht benutzt habe.)
  • Von den zehn Kursteilnehmern (9. Klässler) waren acht schon beim letzen Kurs mit dabei. Dementsprechend kurz gestaltete ich für diese Schüler die Einführung in SketchUp und ins 3D-Drucken.
  • Gedruckt haben wir mit zwei PrintrBot simple metal.
Evaluation 1: Gebäudedokumentation
Am zweiten Projekttag war geplant, dass die Schüler mit einer Kamera ausgerüstet, ihr Gebäude fotografieren gehen sollten. Nur in wenigen Fällen waren die Resultate zufriedenstellend. Die Bildauflösung war zu schlecht ("Mein Handy hat eine gute Kamera!") und die Schüler wählten zu wenige unterschiedliche Ansichten der zu modellierenden Gebäuden. Bei einer Neuauflage des Projektes müsste man dies wohl auf dem Schulareal exemplarisch durchspielen.

Evaluation 2: Schriftliche Anleitungen
Entweder waren die Schüler am Freitagnachmittag so ausgelaugt, dass sie keine schriftlichen Anleitungen lesen mochten oder sie hatten einfach den Anspruch, die Lehrperson erkläre es jedem persönlich. Weit gefehlt, geholfen habe ich nur dort, wo ich das Gefühl hatte, der Schüler habe vorgängig das Problem zu lösen versucht; andernfalls wurde ich schnell "grantig".
Neu ist diese Unlust nicht. Aber vielleicht spendet dies all jenen Lehrpersonen Trost, welche - aus Schülersicht - weniger spannende Themen bearbeiten müssen. 

Evaluation 3: Modellieren für den 3D-Druck
SketchUp ist ein tolles Werkzeug, solange man "nur" modellieren will. Sollen aber druckbare Modelle entstehen, ist dieses CAD wohl nur für fortgeschrittene Benutzer geeignet. So wiesen die Geometrien immer wieder Fehler auf, welche von den Schülern nur selten erkannt und beseitigt werden konnten (siehe Fehler erkennen und beseitigen). In dieser Hinsicht besteht für mich Handlungsbedarf: Mittelfristig muss eine Alternative her (TinkerCad, Designspark Mechanical oder...).

Abbildung 4: Resultat fehlerhafter Modelle

Evaluation 4: Zeitplan
Wie es zu erwarten war, wurde die zur Verfügung stehende Zeit zu knapp. Die Schüler konnten wohl ihre Gebäudemodelle erstellen, aber noch nicht selber drucken. Damit wir die Abgabefrist trotzdem einhalten konnten, druckte ich in den Ferien alle Modelle aus und befestigte sie am Regenschirm. Da leider nicht alle Schüler ihr Gebäude vor den Ferien fertig stellen konnten, ersetzte ich die fehlenden durch einen Platzhalter. Nach den Herbstferien haben dann die Schüler ihr Gebäude gedruckt, damit sie auch ein persönliches Exemplar haben.

Abbildung 5: erster Druckversuch

Es ist alles andere als glücklich, dass bei Kursende nicht alle Schüler ihre Arbeit abschliessen konnten. Andererseits bot ich zusätzliche Zeitfenster an, wo der Drucker zu Verfügung stand; diese wurden aber bis jetzt nicht genutzt.

Evaluation 5: Fassadenpläne "lesen"    
Zur Unterstützung beim Modellieren organisierte ich beim Thuner Bauinspektorat alle verfügbaren Fassadenpläne. Auch wenn nicht alle Pläne von guter Qualität waren, so boten sie doch Ansichten an, welche die Gebäudeproportionen abbildeten. Das Lesen dieser Pläne, wie auch das Berechnen der effektiven Masse mittels Massstab, war sehr anspruchsvoll. Überfordert waren beinahe alle Schüler beim guten alten Papierausdruck des Planes. Die meisten druckten den Scan des A1-Originalplans, welcher als PDF zu Verfügung stand, im Format A4-quer aus und wunderten sich, dass wenig zu erkennen war. ;-)

Abbildung 5: Das Sieger-Team

Fazit 
Auch wenn sich die Oberstufenschüler zurückhaltend äusserten, war die Freude über die erbrachte Leistung und den Erfolg deutlich spürbar. Auch für mich habe ich dieses Projekt als positive Erfahrung verbucht. :)

Abbildung 6: Panorama-Schirm virtuell

Dank
Einen herzlichen Dank geht an das +FabLab Bern, welches uns die beiden Drucker mietweise zu Verfügung stellt, sowie an die Schulleitung der Schule Steffisburg, welche meine Projekte jeweils kräftig unterstützt. :)

Siehe auch:
- PrintrBot simple metal für die Schule

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